
2025 09 08
Der Flug Wien-Zürich war beengt dafür recht kurz. Der Flughafen in Zürich ist immens dafür aber alles gut beschildert. Und wir mußten durch keine zusätzliche Handgepäckskontrolle, nur kurz wurden die Pässe angeschaut. Bis jetzt keine Probleme oder sonstige Auffälligkeiten. Eine Frage die mich jedoch beschäftigt: in Wien haben wir bei Jamie Oliver 2 Flascherl Mineralwasser gekauft, zum Preis von EUR 8.10 (beide Flascherl!) nun weiß ich leider nicht, ob da ein Pfand dabei war. Und wenn JA, wo bekomme ich das Pfand retour? Die leeren Flaschen sind jetzt in Zürich. Wir könnten die Flaschen natürlich einmal rund um die halbe Welt mitführen und beim Billa in Wien retournieren. Oder ich frage bei Frau Gewessler, ob sie mir die 50 Cent überweist. Aber vielleicht weiß auch jemand, ob die Pfandgebühr an solchen Orten wie Flughafen überhaupt eingehoben wird. Wenn das Wlan am Schiff funktioniert, dann wird es hier weitere Berichte geben. Es ist jetzt 20 Minuten nach Beginn meiner Schreiberei: wir wurden vom Gate wieder raus gebeten zu einer zusätzlichen Paß-und BoardingCard-Kontrolle. Und ich habe das Prozedere hier schon gelobt, soll man nie tun. Aber es gab keine Probleme. Jetzt ist es einige Stunden später: haben gerade Grönland passiert, jetzt geht es in der Nähe der Nord-West-Passage über Kanada drüber. Es zieht sich, wir werden nie wieder so weit fliegen 😊. Die Economy-Max-Sitze im Edelweiss sind weit entfernt von den Emirates, auch entfernt von den AUA-Premiumsitzen. Aber es ist auf jeden Fall besser als in der engen Economy-Klasse. Gut, daß wir den Aufpreis gezahlt haben. Die Ernährung bisher war auch in Ordnung und es werden oft Getränke serviert. Wie gesagt: es zieht sich. Aussicht kurz vor Seattle war grandios. Über die Rocky Mountains im Sinkflug – sehr schön. Viele Stunden später, es ist 15:05 und unser Edelweiss ist gelandet. Die Koffer sind auch mitgekommen, die Paßkontrolle war relativ unspektakulär. Wir wurden beide fotografiert aber nur Franz mußte seine Fingerabdrücke abgeben. Ich nicht. Außerdem hatten wir das eigentlich schon im Mai bei der Einreise nach New York erledigt. Der Beamte wollte auch genau wissen, wann wir wieder nach Hause fahren und auch die Reservierung für die Schiffsreise wollte er sehen. Jetzt sitzen wir in Seattle im Hotel, sind müde, holen in ein paar Minuten unsere Boardingpässe für den Flug morgen nach Nome, Alaska, und gehen dann liegen. Warum: weil wir erstens müde sind – nach österr. Zeitrechnung ist es im Moment 03:03 Uhr am Dienstag in der Früh – und zweitens müssen wir morgen um 05:45 in der Lobby gestellt sein für den Flug nach Nome. Gute Nacht.

2025 09 09
Bemerkungen generell: die Organisation durch HX (= Hurtigruten Expeditions) ist genial. Wir wurden am Flughafen empfangen, mit einem PersonalShuttle im Hotel abgeliefert und sofort in einen eigenen Raum geleitet mit Hurtigruten-Tischen und Hurtigruten-Personal. Die haben uns ein Kuvert mit Infos in die Hand gedrückt und alles zusätzlich erklärt. Auch die Zimmerkarten haben wir bekommen (also kein Einchecken am Hoteldesk notwendig). Wir sind die zeitige Gruppe, die „Roten“. Das heißt wir mussten heute früh um 05:45 in der Lobby sein. Dort haben wir unser Aufgabegepäck mit roten Namensschildern versehen (und auch die Kabinennummer) abgegeben. Auch die Gepäcksschleifen für den Flug wurden schon drauf gepickt. Ein Buffet mit Kaffee-to-go und Snacks war auch vorbereitet. Dann wurden wir per Bus und persönlicher Begleitung zum Flughafen gebracht. Und durch die Sicherheitskontrolle bis zum Gate persönlich von einem Hurtigruten-Mann begleitet. Auch wenn man wollte, konnte man eigentlich nicht verloren gehen. Da wir schon so zeitig dran sind, werden wir nach dem Einschiffen heute Nachmittag auch noch Zeit haben, um Nome zu besichtigen.
Mittlerweile ist es 12:00 Uhr geworden. Wir haben zwischengelandet in Anchorage zwecks Wechsel der Crew, auftanken und Essen fassen für die Passagiere des Rückfluges. Ein paar Worte zum Hotel in Seattle müssen auch gesagt werden: das Hotel ist sehr zentral gelegen, sehr gut, Zimmer auch sehr gut, alles recht schön. Aber: WLan in den Zimmern nur gegen Gebühr, kleines Paket für 1 Tag 14$, großes Paket 24$. Das Starbucks Cafe schließt um 17 Uhr, praktisch wenn man um 16:30 ankommt und um 17:10 denkt, dass man noch schnell was trinken will. Es gibt natürlich noch eine Möglichkeit, und zwar die Sportsbar. Dort laufen ca. 17 Fernseher und das Personal sieht einen nicht. Also nimmt man die Möglichkeit wahr, eine Kleinigkeit im sogenannten Marketplace zu besorgen. Da schreibt man dann auf eine Liste die Zimmernummer und was man mitgenommen hat. In der Nacht wird dann die Rechnung unter der Tür durchgeschoben und weil man nicht gut schlafen kann, schaut man nach und: wundert sich. 3 Dosen Cola und 2 Sackerl Chips kosten inkl.irgendeiner Tax $ 40,50 !!?? Das haben wir dann natürlich in der Früh geklärt. Aus einem dubiosen Grund wurde irrtümlich doppelt verrechnet. Wir konnten uns aber des Eindruckes nicht erwehren, dass die das einfach „probiert“ haben. Übrigens dürfen wir hier in Anchorage nicht aussteigen, sollen uns aber strecken und recken aber nicht im Gangbereich herum stehen, damit das Personal keine Zeit verliert. Dass das nicht funktioniert, braucht man wohl auch nicht erwähnen.
Mittlerweile ist es 20:45, wir fahren und schwanken ein bißl, haben zu Abend gegessen und uns in der Kabine häuslich eingerichtet. Vom Flughafen wurden wir in alten Schulbussen zum Schiff gebracht, die Koffer separat später, dafür direkt zur Kabine. Das Einchecken war im Nu erledigt und die Pässe sind einbehalten worden. Die Kabine ist groß und gemütlich, mit großem Fenster. Es hätte noch Kabinen mit Balkon gegeben, sogar welche mit eigenem Whirlpool, aber das ist nicht wirklich notwendig. Da bis zur Abfahrt noch Zeit war, sind wir mit einem Shuttlebus in die Ortschaft gefahren. Da muss ich jetzt doch sagen, dass ich hier nicht wohnen wollen würde. Auch der Hafen ist nicht einladend. Die schöne Fridtjof Nansen ankert in einer Baustelle. Nächstes Jahr soll der Hafen angeblich ein Schmuckstück sein. Wir werden es nicht sehen. Zurück zu Nome: die Einheimischen, also die Nativepeople sind freundlich, grüßen und heißen einen willkommen. Manche wollen irgendwelche Andenken verkaufen. Die Häuser sind aus Holz, obwohl es weit und breit keinen Wald gibt. Nur Treibholz am Strand, das vermutlich von Russland über das Meer her getrieben wird. Alles wirkt heruntergekommen und arm. Aber die Autos sind groß. Der Tag war wieder sehr lang. Morgen ist Seetag, wir können ausschlafen. Programmpunkte sind nur: Expeditionsjacken ausfassen und Gummistiefel probieren. Gute Nacht.
2025 09 10
Nachdem wir gestern um 19:00 abgelegt haben (eigentlich hat das Schiff abgelegt), haben wir ca. den halben Weg von Nome zum ersten Landgang auf St.Matthew Island geschafft.
Es ist jetzt 10:15 und wir cruisen an St.Lawrence Island vorbei. Die See ist wackelig, aber nicht heftig. Zwischen den Wolken blitzt es blau durch. Wir haben auch schon viel erledigt: Frühstück, 5 Minuten am Aussendeck, Expeditionsjacken abgeholt, Erklärungen am Ausflugsschalter eingeholt. Mit den Jacken wurde festgelegt, dass wir Wale sind. Das bedeutet, dass wir bei den Ausflügen dran sind, wenn die Gruppe „Wale“ aufgerufen wird. Bei unseren früheren Reisen mit Hurtig waren wir bloß Nummern.
Mittlerweile ist es 15:00 und wir haben wieder einiges erledigt: Mittagessen, Stiefel für die nassen Anlandungen geholt. Jetzt haben wir bis 17:30 nix zu tun (die Einweisung in die Bedienung der Kayaks lassen wir aus😂), dann spricht der Kapitän. Aussendeck ist uninteressant, gibt ja weit und breit nix zu sehen – trotz intensiver Suche mit dem Trinovid. Die Wale sind Mitte September sicher schon weiter im Süden auf ihrem Weg in die Antarktis. In den Jacuzzis ist auch nix los. Der Infinity-Pool wurde heute früh gereinigt, wurde dann neu befüllt und jetzt wird das Wasser noch chloriert. Also bleibt Zeit, um im Internet über Dinge genauer zu recherchieren, die wir im Science Center aufgeschnappt haben. Das Science Center ist bestückt mit modernster Technologie und wissenschaftlicher Ausrüstung. Hier treffen sich die Gäste und das Expeditionsteam und schaffen ein tieferes Verständnis für die Gebiete, die bereist werden. Auf unseren früheren Hurtigruten-Expeditionsreisen waren hauptsächlich deutsche Gäste, viele Amerikaner, einige Resteuropäer, viele Asiaten und 4 Österreicher (Fuchszeit und Familie Grössing). Hier sind hauptsächlich Amerikaner, etliche Deutsche, ca. 4 Asiaten und 2 Österreicher. Und eine französische Gruppe dürfte dabei sein. Das Personal kommt hauptsächlich von den Philippinen, das wissenschaftliche Personal (das auch die Jacken und Stiefel verteilt) dürfte amerikanisch-europäisch bunt gemischt sein. Jedenfalls sprechen viele auch deutsch. Durchsagen kommen auf englisch, deutsch und französisch. Ich glaube für heute gibt’s nicht mehr viel mehr zu erzählen.
2025 09 11
Terminplan: 07:30 Umrundung der Insel mit Stop vor einem Vogelfelsen und Beobachtung der Vogelbrutstätten. Gleichzeitig 07:30-09:30 Frühstück. 11:30 Mittagessen für die Blauwale (kurze Erinnerung, wir sind die Gruppe Blauwale). 12:30-14:00 nasse Anlandung der Blauwale. 15:30-16:00 Zodiac-Fahrt der Blauwale. Nasse Anlandung bedeutet, dass das Schlauchboot am Strand anlegt und wir auf jeden Fall einen oder mehrere Schritte durch das Wasser gehen müssen. Deshalb ziehen wir eine Hose an, die in den Gummistiefeln steckt und eine Regenhose darüber und die gestern ausgegebenen Wind-Regenjacken. Über das Ganze noch eine leuchtend orange Rettungsweste. Fertig ist das bunte Michelinmaxerl. Die Reihenfolge der verschiedenen Tiergruppen bei den Ausflügen wechselt. Heute sind wir eher im späten Mittelfeld, morgen vielleicht die erste oder letzte oder mittlere Gruppe. Das System ist nicht so schlecht. Nun ist es 07:00, draußen stockfinsterdunkel und ab 07:30 sollen wir den Vogelfelsen und das verrostete Schiffswrack zu sehen bekommen. Wir werden sehen, ob wir was sehen😊. In der Tages App sind alle Vorkommnisse und geplanten Aktivitäten angeführt. Da ist über Nacht für heute einiges dazugekommen: Kunstworkshop „Gestalte deine Trinkflasche“, Technikworkshop „Installation und Erklärung der App iNaturalist zur Bestimmung von Blumerln und Tieren“, Workshop „Asche zu Asche“ (wie wird aus Vulkanasche und Lava Stein), Vortrag „der Vogelzug“ und ganz zum Schluss ein Kurzvortrag über Füchse in der Polarregion (die sollen einfach mich fragen 😂). Also das ist ganz und gar kein Urlaub, weil dazwischen sind ja unsere Anlandungen und ein bisserl was essen werden wir wohl auch. Nicht zu vergessen, dass ab späterem Nachmittag in der Bar der Pianist live aufspielt. Die geplanten Beobachtungen um 07:30 haben natürlich nicht funktioniert, es war stockfinster, trotzdem war das Deck voller Leute – wir waren natürlich auch dabei. Also kein Vogelfelsen und kein Wrack. Jetzt ein paar Bemerkungen zu den Fotoausrüstungen: es gibt sauteure Modelle mit 70 cm langen Objektiven, dann wird’s immer kleiner aber trotzdem noch groß und teuer und zum Schluss sind da die Handyknipser. Manche schleppen einen 15 kg schweren Fotorucksack mit sich rum. Ich meine halt, wenns finster ist, nutzen die 15 kg Ausrüstung auch nix, der sieht das Schiffswrack genauso wenig wie die Handyknipserin. Und schon haben wir unseren Ausflug erledigt. Aus irgendeinem Grund wurden die zusätzlichen Zodiacfahrten gestrichen und dafür die Fahrt zur Anlandestelle verlängert, um den Vogelfelsen herum. Wahrscheinlich sind sie drauf gekommen, dass sich alles nicht ausgegangen wäre. Und wir haben nun endlich einmal Papageientaucher gesehen, hunderte. Und viele Kormorane und viele andere. Die nasse Anlandung auf der Insel war ja recht lustig, aber lieber wäre mir doch eine trockene Anlandung, weil man da nicht so viel anziehen muss. Die Gummistiefel sind auch nicht sehr bequem. Die Insel ist recht groß, ziemlich grün vom Moos und Gras. Bäume gibt es nicht, nur angeschwemmtes Holz vermutlich aus Sibirien. Schöne Steine in allen Farben und ein bißl Plastikmist ist auch dabei. Das Expeditionsteam hat sich auf dem Gelände weit verstreut positioniert. Bis dorthin und dazwischen darf man sich bewegen. Man darf keinen Mist liegen lassen, aber auch keinen Mist aufklauben, man darf keine Pflanzen zertreten oder gar mitnehmen, kein Holz und keine Steine mitnehmen. Man darf eigentlich nur schauen und fotografieren. Aber man steht in einer Welt, die ziemlich einsam und verlassen ist und wo sicherlich noch nicht viele Menschen waren. Für uns persönlich ist St. Matthews der westlichste Punkt an dem wir jemals waren, W172° 54`. Mit dem Wetter hatten wir heute viel Glück. Es war bewölkt aber doch recht sonnig. Der Kapitän sagte was von 9°C. Es geht natürlich ständig der Wind und die Fahrt mit dem Zodiac war recht frisch. Nun hätten wir eigentlich Zeit, mit unseren Trinkflaschen zum Kunstworkshop zu gehen 😂.
2025 09 12
Verbesserung zu gestern: die Kormorane sind Lummen. Heute gab es einen Ausflug zur St.Paul Island, eine der Pribilof-Inseln. Heute sind wir trocken per Schlauchboot in einem Hafen angelandet (der Hafen ist für so große Schiffe natürlich zu klein, die müssen außerhalb „parken“). Die Gummistiefel waren trotzdem Pflicht, weil man auf dieser Insel keine Samen oder Steinchen oder Sonstiges mit den Schuhen oder der Überbekleidung einschleppen darf. Also dann halt wieder die Stiefel. Im Ort leben heute 400 sogenannte Aleuten, die irgendwie von den Russen abstammen. Alaska und diese Inselgruppe der Aleuten gehörten ja bis 1867 zu Russland, die das Land wegen Geldmangel an die USA verkauft haben. Es gibt eine geschlossene Kirche, weil sie keinen Pfarrer finden. Ein geöffnetes Museum mit kleinem Shop, einen Supermarkt, eine Post, eine Schule, ein Rathaus und 1,2 Millionen Robben. Die begrüßen einen schon bei der Hafeneinfahrt. Heute hatten wir leider keine Sonne, es war nur bewölkt, daher wirkt alles ein bissl trostlos. Aber die Häuser sind oftmals recht bunt, die Straßen leider nicht asphaltiert – Gottseidank hats nicht geregnet. Bäume gibt es natürlich wieder keine, aber viel Wiese. Wenn man jetzt rechnet, dass von den 400 Bewohnern vielleicht 150 Kinder sind, bleiben 250 Erwachsene, das ergibt ca. geschätzte 150 Autos und ebenso 150 Boote. Da sind aber Rostschüsseln nicht mitgezählt. Wir durften uns nur in einem abgesteckten Bereich bewegen, die Bewohner haben es nicht so gerne, wenn ihre Siedlung quasi geflutet wird, obwohl uns alle recht freundlich gegrüßt haben, die Kinder hatten auch gerade Schulschluss und haben uns zugewunken. Die Hauptattraktion ist eine Bronze-Statue, die einen Robbenjäger zeigt. Und von dort hat man einen großartigen Blick über die Bucht mit den 1 Millionen Robben (die restlichen 200.000 sind bei der Hafeneinfahrt 😉). Es war ein guter Ausflug, ein schöner Spaziergang. Kurz noch zu meinem Ärgernis des Tages: es gibt egoistische Mitreisende, die minutenlang die Bronzestatue okkupieren, umarmen, sich wie an einen Baum anlehnen, damit sie ihr Objektiv für Fotos auflegen können. Weil für ein Stativ hat das Hirn ja nicht gereicht. 27 andere Landgänger wollen aber auch ein Foto von der Statue machen, mit den Robben im Hintergrund. Bei manchen Leuten fehlen einem einfach die Worte. Und in diesem Fall war es nicht ein überheblicher Ami sondern ein Germane. Ansonsten war es wieder ein guter Tag.
Erster Nachtrag: Erstens Planänderung vom Kapitän. Unsere nächste Station Dutch Harbour werden wir nicht erst am 14.9. morgens erreichen, sondern schon am 13.9. abends ca. 18:00. Er will etwas schneller fahren, um uns mehr in Dutch Harbour bieten zu können. Wie wir aber mittlerweile auf orf.at gelesen haben, gab es im Osten von Kamtschatka schon wieder ein Erdbeben, das wahrscheinlich höhere Wellen verursacht. Und dass wir mehr Wellengang haben werden, hat der Kapitän auch angekündigt, das aber mehr auf den Wind geschoben.
Zweiter Nachtrag: vor ein paar Minuten wurden wir aufgeschreckt – es ist immerhin schon nach 21:00 Uhr - dass es Steuerboard Buckelwale gibt. Also in die Schuhe, in die Jacken, unter die Hauben und auf Deck 10. Ich habe keine Wale gesehen nur viel Fluggetier, das uns begleitet. Und so ist halt immer was los auf hoher See.
2025 09 13
Auf dem Weg nach Dutch Harbor auf Unalaska Island, vorbei an Unimak Island
Wir sind mit 14 Knoten (=ca. 26 km/h) durch die Nacht gedüst, ohne merklichen Wellengang. Die Tsunamiwarnung wurde auch schon aufgehoben, wie wir wieder orf.at entnommen haben. Auf Unimak Island sind einige schöne, hohe, aktive Vulkane, wie eigentlich in der ganzen Gegend hier. Das Wetter ist recht gut mit Sonne und Wolken. Temperatur 10°C, was sich an Deck saukalt anspürt. Es gab mehrere Walankündigungen, was die Leute sofort aktiv werden lässt für einige Zeit. Ehrlicherweise ist aber bezogen auf Wale nicht wirklich was los. Aber man bleibt in Bewegung. Man merkt nun auch, dass die Gegend ein wenig belebter ist weil einige Boote unterwegs sind. Vielleicht Fischer, Abenteurer oder die Coastguard. Aus dem Meer ragen viele Inseln, größere und kleinere, alle mit Vulkan. Übrigens heißt Dutch Harbor deshalb so, weil das erste Schiff, das in den Hafen eingelaufen ist, ein Holländer war. Gegen 17:30 haben wir im Hafen angelegt. Das ist so ungefähr die unattraktivste Gegend für ein Kreuzfahrtschiff. Bis zum Zentrum sind es gute 3 km, dazwischen liegt noch der Flughafen. Heute Abend gibt es einen geführten Spaziergang, den werden wir uns anschauen. Für Morgen sind einige Shuttlebusse geplant, die uns auf Etappen zum Zentrum bringen und wieder retour. Was wir heute schon gelernt haben: auch hier hat sich der 2.Weltkrieg abgespielt. Es gibt noch Bunker-Anlagen. Im Juni 1942 haben die Japaner ungefähr 70 Bomben abgeworfen. Heute kämpfen die Krabben hier ums Überleben. Sie werden in riesigen Körben über einige Tage gefangen, hochgezogen, vermessen und überprüft ob Männchen oder Weibchen. Wenn sie zu klein oder Weibchen sind, werden sie ins Meer zurück geworfen (ich frage mich, ob die Viecherln psychologische Betreuung haben). Die anderen werden entweder sofort tiefgefroren oder kommen als Lebendtransport zum Wirten. So schauts aus.
Nachtrag: während eines kleinen Abendspazierganges vom Hafen Richtung Innenstadt mussten wir am niedlichen Flughafen vorbei. Und waren live bei einer Landung dabei!!! Der kleine Hupfer ist direkt über unsere Köpfe drüber. Gleich neben dem Flughafen ist das WKII-Memorial Museum, natürlich um diese Zeit geschlossen. Dafür wohnt dort auf einem Nadelbaum welcher Art auch immer ein Weißkopf-Seeadler. Ein riesiger Vogel. Und der hat dort sicher seinen Stammsitz, weil der Baum und die Wiese rundherum sind voller Federn und Dach sowie Hauswand sind, naja vollgekackt. Aber schön zu beobachten. Den geführten Abendspaziergang haben wir sausen lassen. Sind zu viele Amis, die permanent schnattern.
2025 09 14
Dutch Harbor auf Unalaska
Heute Vormittag haben wir den Shuttleservice genommen bis zum Museum. Stadt kann man ja eigentlich gar nicht sagen. Viel Hafen, viele hauptsächlich rostende Container, Bootüberreste und sonstige Vehikel. Es gibt: 2 große Supermärkte, ein großes Hotel, eine Bank, ein Museum, asphaltierte Straßen, eine Tankstelle, ein Krankenhaus, ein Hallenbad in der Schule. Also eh alles da, aber sehr verstreut und dazwischen ist halt Gstetten, wie man bei uns sagt. Die Häuser sind alle aus Holz, schauen recht manierlich aus. Richtig leben kann die Bevölkerung von den Kreuzfahrttouristen sicher nicht. Im Kaffeehaus kehrt man nicht ein, weil man am Schiff ja alles bekommt. Der Eintritt ins Museum ist mit Cruise-Card (die wir Tag und Nacht umgehängt haben 😂) kostenlos. Sie könnten das wahrscheinlich auch gar nicht kontrollieren. Aber manche Leute kaufen doch was im Souveniershop. Womit die Gemeinde jedoch Geld verdient, ist das „land use permit“. Das muss vom Schiff für alle Passagiere gekauft werden. Das Papier ist am Ausflugsschalter ausgehängt und wir wurden angehalten, ein Foto zu machen zwecks vorweisen, falls man uns auf der Straße danach fragt. Die Wolken wollen nicht so recht aufreißen, es wirkt dadurch alles so grau. Jetzt noch ein paar Worte zur Umwelt. Unser Schiff legt viel Wert auf Umweltschutz, hat auch irgendeinen Hybridantrieb. Wenn man dann hier die Autos anschaut, dann bekommt man den Eindruck, dass die Einwohner von Umwelt und Umweltschutz noch nie was gehört haben. Man sollte ein paar Klimakleber herschicken. Und vielleicht auch ein paar Naturschützer wegen dem Krabbenfang. Hier sind tausende Fangkörbe gelagert, einer fasst 900 Pfund Krabben. Ca. die Hälfte werden wie schon gestern erwähnt wieder ins Meer geworfen. Bleiben immer noch viele Tonnen Krabben übrig.
Naja, der Nachmittagsausflug war dann der Besichtigung der „Kathedrale“ gewidmet. Eine russisch orthodoxe Kirche. Recht interessant. Für die Ausflüge waren insgesamt 6 Shuttlebusse (jeder ca. 12 Sitze) eingeteilt. Einer fuhr z.B. vom Schiff bis zum WKII-Memorial, einer von dort zum Museum. Ein Schnellbus fuhr vom Schiff direkt zum Museum. Und von Museum fuhren 2-3 Busse über eine Sightseeing Route zur Kirche. Und genau so ging es in Etappen dann wieder zum Schiff retour. Also Hop on-Hop off. Das hat ganz gut funktioniert. Gestern waren wir noch sehr stolz auf unsere Adlersichtung. Heute war das schon normal. Es gibt hier viele Adler. Und viele Otter in der Bucht. Und jetzt sitzen wir am Aussichtsdeck Nr. 10 und schauen in die Gegend. Es war wieder ein guter Tag.
2025 09 15
Unga Village auf Unga Island
Bevor es mit dem Ausflug los geht, ist es wieder Zeit für ein paar Worte zum Schiff. Es ist sehr schön, noch ziemlich neu. Hat Platz für gesamt 530 Passagiere, wir sind aber laut Information vom Kapitän nur 313. Was sehr angenehm ist. In den Restaurants ist Platz genug, ebenso in der sogenannten Explorer Lounge auf Deck 10. Dort sind rundherum Fenster, genügend Sitzplätze verschiedenster Art. Und die Bar. Die meisten Leute lesen hier und schlafen dabei ein. Einige Frauen haben ihr Strickzeug dabei. Es ist rundum gemütlich. Außendecks gibt es ebenfalls zur Genüge. Wir haben eine „normale“ Kabine, die ist ca. 23 m2 groß. Eingerichtet ist die Kabine äußerst praktisch, mit viel Ablageplatz, Schrank, Laden, Schreibtisch. Ganz super ist das Badezimmer. Obwohl recht klein ist es sehr praktisch eingerichtet. Mit mehr Ablageflächen und Haken als in so manchem Badezimmer in einem 5-Sterne Hotel. Sogar die Dusche ist ausgesprochen groß für das kleine Bad. Und es gibt einige Haltegriffe. Das Essen ist auch nicht so übel. Keine Steirereck-Küche aber genießbar. Also merken: wer in eine kalte Gegend reisen will, sollte mit der Fridtjof Nansen fahren. Von den 311 Mitreisenden sind nun geschätzt 178 verkühlt und husten und schnupfen. Einige Tage müssen wir noch durchhalten😊. Den Pool haben wir noch nicht ausprobiert. Der Weg von 10 Metern von der Umkleide bis zum warmen Wasser ist einfach zu weit. Besonders der Retourweg. Irgendwann am Anfang der Reise habe ich gemeint, dass 2 Österreicher auf dem Schiff sind. Wir sind mehr. An die 10 Leute. Das Handhygienekonzept ist ein wenig eigenartig. Früher gab es vor dem Restaurant Desinfektionsspender, die die Leute relativ brav verwendet haben. Jetzt sind solche Spender zwar noch immer am ganzen Schiff verstreut montiert, werden selten verwendet, weil vor dem Restaurant gilt nun kontrollierte Händewaschpflicht. Auch wenn man vorher desinfiziert hat, muss man waschen. Und diese Wascherei wird recht rasch erledigt und das Wasser ist kalt. Wäre nicht das Desinfizieren gscheiter? Naja, irgendein Gesundheitsökonom wird das wahrscheinlich so bestimmt haben. Den Ausflug haben wir nun erledigt. Anlandung auf Unga Island in einer Bucht, wo die Überreste der Siedlung Unga Village zu finden sind. Die Insel wurde Ende des 18.Jahrhunderts entdeckt und dann von den Aleuten und russisch vermischten Menschen besiedelt. Bis 1958 gab es sogar ein Postamt. Die letzte Familie hat die Insel 1969 verlassen. Die Menschen hatten auch Kühe, es gibt heute noch welche. Die Hinterlassenschaften dieser Kühe haben wir gesehen, die Tiere selber haben sich wahrscheinlich wegen der Besucherinvasion hinter ein paar Hügel verzogen. Die Häuser sind natürlich alles verfallene Holzhütten, die jederzeit zusammenbrechen können. Es liegt auch noch viel Werkzeug- und Maschinenschrott herum. Vor der Anlandung wurden wir mit dem Zodiac noch zu einigen Felsen gefahren mit viel Vogelbestand. Und da zeigte sich wieder, wie unpraktisch diese Schlauchboote sind. Man kann nicht aufstehen zum Fotografieren, es schaukelt wie wild und man muss sich gut festhalten. Mit den Beinen / Schuhen schlupft man auch unter ein Seil, das am Boden gespannt ist. Man fühlt sich ein bißl wie bei Greenpeace 😊. Die Zodiacs auf unseren früheren Reisen waren da sehr viel praktischer. Hatten Sitzbänke, dadurch hat man sich am Schlauchwulst angelehnt, in der Mitte war ein Geländer zum Anhalten, da durfte man auch aufstehen, wenn das Boot langsam gefahren ist. Und das Ein-und Aussteigen war über 2 Stufen mit Geländer am Bug. Warum sie diese Boote nicht mehr verwenden, verstehe ich nicht. Weil nun kann man während der Fahrt kaum noch fotografieren oder filmen. Das geht halbwegs, wenn man vorne am Bug sitzt. Aber es ist wie es ist und der Ausflug war trotzdem gut.
Nachtrag: ab 21:00 war die Hölle los. Die Crew-Band namens The Rolling Waves geigte auf. Crewmitglieder aus Service, Wäscherei, Technik und ich weiß nicht woher noch spielten und sangen gängige Hitparade. Z.B. Robbie Williams, Abba und dergleichen. Sie hatten sichtlich Spaß, wie aber dann vom restlichen Personal zum Tanz genötigt wurde musste ich leider gehen. Die Amis machen natürlich alles gerne mit. Man könnte auch sagen: sie machen Stimmung. Eventuell ist das aber auch dem Alkohol geschuldet, denn die Suiten Gäste haben alles inklusive, jeden Drink, jeden Cocktail, jedes Bier, jeden Wein. Die „Normalgäste“ haben Bier und Wein gratis sowie ca. 15 Cocktails. Da fangt die Trinkerei bei manchen schon beim Mittagessen an.
2025 09 16
Geographic Harbor, eine große Bucht im Katmai Nationalpark.
Backbord haben wir die Alaska Halbinsel, Steuerbord haben wir Kodiak Island. Die Wolkendecke zieht leider immer mehr zu. Unser Ausflug (wir sind ja die Blauwale) ist für 16:15 geplant. Hoffentlich sehen wir noch was. Vorher wird noch schnell das Pool genutzt. Jedenfalls kurz vor Mittag gab es wieder einmal Walsichtung. Diesmal aber richtig gut und noch relativ nahe. Wenn die Durchsage von der Brücke kommt und bis man fürs Aussendeck angezogen ist sind die Wale meist schon wieder ½ km weg. Wir fahren einfach zu schnell. Aber 2 kleine Pünktchen sieht man auf den Fotos. Kurz nach Ankunft in Geographic Harbor durfte die Kajak-Gruppe loslegen, alle waren sichtlich top motiviert.
Mittlerweile ist der Nachmittagsausflug vorbei. Heute wurden wir nur mit den Zodiacs herumgefahren, weil wir in einem Schutzgebiet sind und in dieser Gegend viele Bären zu Hause sind. Und hier gibt es Wald bzw. dichtes Buschwerk. Diese Buchten, fast wie Fjorde, sind für Anlandungen und Spaziergänge nicht geeignet. Die Bären haben wir gesehen. Insgesamt 5 Stück Braunbären. 2 waren etwas weiter weg aber 3 sind am Strand entlang spaziert, wir waren ungefähr 150 m entfernt. Irgendwie waren wir ihnen egal, obwohl stundenlang immer an die 4-5 Zodiacs anwesend waren. Weiter in die Nähe dürfen die Zodiacs nicht fahren, weil wir ja die Tierwelt und die Natur nicht stören sollen. Die Bären halten sich hier auf, weil sie Muscheln und Seegras fressen und, wenn sie vorbeikommen, Lachse. In ein paar Wochen ziehen sie sich dann in den Winterschlaf zurück.
2025 09 17
Kinak Bay und Kukak Bay, zwei weitere Buchten im Katmai Nationalpark
Am Vormittag, eigentlich noch in der Früh, knapp nach Sonnenaufgang mussten wir Blauwale schon raus zum ersten Ausflug. Eine einstündige Zodiactour im Fjord. Hier soll es viele Bären geben, während der Fahrt waren leider keine zu sehen (die wollen halt auch nicht immer), aber kurz vor Abfahrt kam die Durchsage von der Brücke, dass 2 Stück auf Steuerboard herumstreunen. Dafür haben wir während der Fahrt einige Seeadler, 2 Robben, 1 Fuchs, einige Quallen und viel Fluggetier gesehen. Und ganz beeindruckend war die Landschaft in der Früh. Das Wasser spiegelglatt (bevor die Boote mit uns drüber gedüst sind), ein paar Nebelfetzen an den Bergen. Hier kann man nur mit einem Schiff / Boot herkommen und dafür braucht man von irgendeinem Amt eine Erlaubnis. Die Kajakfahrer sind bei ihrer Ausfahrt 3 Stunden unterwegs und kommen natürlich viel näher an die Küste heran. Das Problem wäre halt, ins Kajak würden wir eh hinein fallen aber heraus nicht mehr 😂.
Und nun ist auch die Ausfahrt am Nachmittag vorbei. Wir haben gesehen: 1 Bär (relativ weit weg), 4-5 Seeotter, viel Fluggetier und bizarre Küstenformationen. Das Wetter war sehr gut und wir haben ein bissl was gelernt. z.B. dass Bären mit 4 Knoten schwimmen können und das über eine längere Zeit. Das heißt mit 7 kmh einige Tage lang. Und sie fressen nicht den ganzen Lachs, sondern nur den Kopf (bzw. das Hirn), die Eier und die Haut, weil das die fettreichsten Teile sind. Der Rest wird gnädigerweise anderen Tieren zur Verwertung überlassen. Morgen sollten wir große Bären zu sehen bekommen, weil wir vom Festland wieder einmal zu einer Insel fahren. Und zwar nach Kodiak Island. Aber der heutige Tag war wieder ein guter Tag.
2025 09 18
Kodiak Island
Wir sind in der Nacht durch die Uyak Bay in einen riesigen Fjord auf Kodiak Island eingefahren bis zum Nordspitzel von Amook Island, eine riesige langgezogene Insel im Fjord. Kodiak Island ist die zweitgrößte Insel der USA, was man ihr auf der Karte gar nicht ansieht. Das angekündigte trübe Regenwetter ist eingetroffen. Die Gegend ist interessant, weil hier schon richtige Wälder sind. Aber leider schaut alles grau in grau aus. Auf Kodiak Island wurden uns nicht garantierte Sichtungen der sogenannten Kodiak-Bären versprochen. Diese Kodiak-Bären sind die größten Braunbären wegen eines Gendefektes. Und es soll auf der Insel sehr viele geben. Wie gesagt: die versprochene Sichtung wurde nicht garantiert und das war leider wirklich garantiert. Der Guide/Zodiacfahrer hat dann auch gemeint, dass das eine relativ schlechte Gegend für Bärensichtungen ist. Aber wir haben viele Robben gesehen, einige Adler, ein riesiges Adlernest (leider leer) und wieder viel Fluggetier. Die Uferlandschaft ist sehr interessant, aber eben uninteressant für Bären. In die Bucht, die wir befahren haben, mündet am Ende ein Fluß, den die Lachse bergauf schwimmen müssen. Alle schaffen das nicht, weil sie von der weiten „Reise“ schon geschwächt sind. Die sterben dann an Erschöpfung und treiben im Wasser herum, bei Flut werden sie ans Ufer gespült. Schaut nicht sehr attraktiv aus. Ich dachte erst, dass die Lachse eigentlich arme Hunde sind, plagen sich ab mit der Heimreise, manche kommen durch, viele werden von Bären gefressen oder sterben an Erschöpfung. Und trotzdem bleiben noch genug Lachse für unser Nachtmahl übrig. Wenn sie also einen anderen Lebenslauf hätten, gäbe es zu viele Lachse. Es war heute ein ruhiger Tag, der Ausflug war trotz Regen recht gelungen. Man merkt nun, dass die Heimreise nicht mehr so weit ist, weil wir heute Formulare für die Einreise nach Kanada bekommen haben. Als Schiffsreisende brauchten wir keine EtA-Anmeldung, aber man muss ein kleines Formular ausfüllen. An der Schiffsrezeption haben sie ja auch unsere Pässe, das heißt, sobald wir in Vancouver ankommen, wird die Einreiseprozedur sicher im Paket für alle Passagiere erledigt. Morgen ist Ruhetag. Wir werden den Golf von Alaska überqueren in Richtung der Gletscher in der Icy Bay. Für die Nacht wurde windiges Wetter angekündigt mit ein wenig Wellengang.
2025 09 19
Durch den Golf von Alaska
Heute ist Seetag und daher wieder an der Zeit über das Schiff zu schreiben, bzw. über das Leben auf dem Schiff. Es gibt nicht wirklich etwas auszusetzen. Die Crew ist perfekt, freundlich, kompetent. Die Lektoren alle Experten auf ihrem Gebiet, die das auch recht gut vermitteln können. Das Angebot, sich über den Tag zu beschäftigen ist ebenfalls ausreichend und gut. Es ist halt alles auf ein bisschen Wissenschaft aufgebaut, aber durchaus interessant und kurzweilig. Vorträge dauern zwischen 30 und 45 Minuten. Und dann sind natürlich die bestens organisierten Landgänge oder Zodiacfahrten in den Buchten. Alles sehr gut, keine Klagen. Was wir als Hurtigruten-Wiederholungstäter halt bemerken ist, dass die deutsche Sprache immer mehr in den Hintergrund tritt, obwohl deutsch eine der 3 Bordsprachen ist. Auf den früheren Reisen gab es die Vorträge in einem Saal auf deutsch, im Nachbarsaal auf englisch. Jetzt sind sie durchwegs auf englisch und für Deutsch kann man Ohrenstöpsel bekommen durch die dann eine Dolmetscherin (ist meistens ein Mädl) spricht. Das ist nicht so gut, weil man einerseits den Originalton hört und andererseits nicht jedes Mädl gleich gut übersetzen kann. Es gibt hier an Board eine Simone aus Linz, die macht das sehr gut, übersetzt auch ins Französisch. Die kann aber natürlich nicht immer dolmetschen. Diese Situation macht die Vorträge dann etwas schwierig, weil wenn z.B. der Vogelkundler enthusiastisch über die Vogelwelt referiert, wissen wir eher nicht von welchem Viecherl er grad so schwärmt. Wir sehen zwar das Foto und hören den englischen Namen aber …… eben. Das ist ein bissl schade, aber uns geht’s hauptsächlich eh um die Gegend. Den Rest fragen wir Dr. Google.
Während so einer langen Reise kann man natürlich auch die Mitreisenden studieren.
Da ist z.B. Nr. 1 aus Deutschland. Die alleinreisende Dame ist uns schon am Flug von Seattle nach Nome aufgefallen, saß genau vor dem Franz. Die ist der Typ: ich bin reich, ich bin wichtig, ich bin gscheit, ich bestimme, sie war wahrscheinlich Lehrerin. Haut sofort die Rückenlehne nach hinten, muss beim Fenster sitzen und die Dame neben ihr jede halbe Stunde mit Aufstehen nerven. Am Schiff gibt es dann bei den Zodiacfahrten 1 Schlange für deutsch und 1 für englisch. Sie sagt (und das ist wenigstens ehrlich) sie geht dann dort durch wo es schneller geht (und wechselt 3x die Linie, wie die Spurwechsler im Stau auf der Tangente, die dann doch nicht schneller sind).
Dann gibt es den Nr.2 aus Deutschland, der blockiert für 10 Minuten eine Bronzestatue, die jeder fotografieren möchte. Aber er muß sich daran festhalten, um sein 50 cm langes Objektiv abstützen zu können. Andere nehmen dazu die Schulter ihrer Frau oder der Profi hat ein Stativ dabei. Die höflichen warten bis alle anderen das Foto gemacht haben und umarmt dann die Statue.
Dann gibt es die Nr.3 aus Deutschland, die ist so gscheit und plappert den ganzen Tag, die ganze Zeit, weiß einfach alles.
Die Nr. 4 klingt wie aus Österreich und ist eine arme Maus, weil sie auf den Zodiacs immer, also wirklich immer, in der Mitte zu sitzen kommt und deshalb nix sieht, keine Fotos machen kann. Hat immer nur blau/orange vor ihren Augen (das sind unsere Jacken mit den orangen Schwimmwesten). Es gibt halt auf dem Zodiac nur 2 wirklich gute Plätze und die sind ganz vorne. 12 Leute werden ins Boot gesetzt. Also geht es 10 anderen auch so. Aber man arrangiert sich mit den Nachbarn, bückt sich, lehnt sich einmal weiter vor oder zurück. Nr. 4 matschkert halt.
Angenehm sind die Briten, die stellen sich brav an, fragen vorher wo die Reihe beginnt. Es gibt auch viele Alleinreisende. Für die wird oft ein gemeinsames Mittagessen veranstaltet. Bedeutet, dass die sich zusammen an einen großen Tisch setzen können zwecks kennenlernen. Wir werden unsere Studien am Menschenobjekt weiterführen.
Wie gesagt ist heute Seetag. Es gibt viele Vorträge und die Mittagssuppe ist eine Foafalsuppe. Für Nichtsteirer: Eintropfsuppe. Am Vormittag sind 3 Wale vorbeigehuscht und eine Antarktis-Verkaufsveranstaltung haben wir auch erlebt. Wir sind hier quasi auf einer exklusiven Kaffeejausenfahrt mit Singledating. Trotzdem dass nix passiert vergeht die Zeit relativ schnell. Aufregend war soeben ein kleines Schifferl. Laut Kapitän Frank haben wir eine Wellenhöhe (Dünung) von 3-4 Metern, was der Kapitän „motion in the ocean“ benennt. Ich habe eher den Eindruck wir haben heute den Wettbewerb, wer geht am lustigsten.
2025 09 20
Icy Bay
Ich würde der Gegend heute eher den Namen Rainy Bay geben. Es müssen Salzburger hier sein, wir haben richtig schönen Schnürlregen. Die Ausfahrten werden natürlich durchgeführt. Eine Fahrt dauert eine Stunde. Wir sind gut ausgerüstet, die Regen/Wind-Jacken halten dicht, die Regenüberhosen und Wanderschuhe auch. Fotografiert wird nur mit dem Handy, alle haben ihre teuren Kameras wasserdicht eingepackt. An den Brillen rinnt der Regen runter und die Handschuhe sind zum auswinden, die Handyhüllen sind durchweicht. Aber es war ein sehr guter Ausflug. Wir ankern in der Icy Bay in der linken Bucht (von insgesamt dreien) vor dem Guyot Gletscher, der sich 3-teilig in die Icy Bay hinunterschiebt. Es war eine sehr interessante Fahrt mit den Zodiacs zwischen den Eisschollen durch. Ein bißl kalt, aber da muss man durch. Eigentlich hätten wir von hier aus auch den Mount Elias sehen müssen. Mit c. 5.500 m einer der höchsten Berge von Kanada und USA (wenn die Karte nicht täuscht, geht die Ländergrenze genau durch den Gipfel). Wie gesagt, das ist nicht der höchste Berg aber irgendwie der bekannteste. Wahrscheinlich wegen der längstens Schiabfahrt der Welt, die bis zum Meer führt. Servus TV hat dazu sicherlich schon etliche Extremsport-Dokus gebracht. Ja also, den haben wir wegen dem Nebel und dem Regen natürlich nicht gesehen. Wieder ein nicht garantiertes Versprechen. Wir werden noch eine Liste anlegen müssen 😊. Die Kabine haben wir dann mit der nassen Überbekleidung ausgelegt. Die Handytascherl liegen am Badezimmerboden, der sehr warm ist, zum trocknen. Das Menschenstudien-Projekt geht natürlich auch weiter. Wir haben heute unsere Nr. 5 gefunden. Eine ungeduldige deutschsprechende vermutlich Amerikanerin im geschätzten Alter 80+ (wenn man nach den Falten im Gesicht geht). Ihr Verhalten während der Zodiacfahrt zu erzählen, würde zu lange dauern. Sie wäre aber ein gutes Studienobjekt gewesen für unseren Seelenforscher Dr. Erwin Ringel. Natürlich gibt es auch viele nette, angenehme Mitreisende. Ein Ehepaar aus Regensburg z.B. ist dermaßen tiefenentspannt, beneidenswert. Und mir begegnen sowieso jeden Tag Leute, die ich noch nie gesehen habe, die mir aber wahrscheinlich schon zigMal begegnet sind. So ein Schiff ist auf jeden Fall ein interessanter Ort. Seit wir nun aus der Icy Bay wieder draußen sind, ist der Wellengang wieder „motion in the ocean“. Das taugt unserem Kapitän sichtlich. Sogar die Sonne wagt sich durch die Wolken. Hoffentlich bleibt das so bis morgen, aber wir sind noch einige Hundert Kilometer vom nächsten Ziel entfernt. 2 Ausflüge haben wir noch, die sollten schon ohne Regenwetter über die Bühne gehen. Übrigens ist heute Abend Karaoke – wird leider ohne uns stattfinden😂. Dafür haben wir uns einen Vortrag über Plankton-Forschung angehört. Die Frau Dr. Katharina hat uns schon mehrfach bei Zodiacfahrten als Deutsch-Dolmetscherin begleitet und erzählt, dass ihr Fachgebiet Plankton ist. Man glaubt ja gar nicht, wie interessant das sein kann. Bisher war uns Plankton relativ egal. Ja eh, gibt es, und sonst? Aber ohne diese Winzlinge könnten wir gar nicht leben. Was jedoch ab heute in unserem Leben fehlt, ist das „Wimmerl“, ein GPS-Tracker von Franz. Ein Vorgänger fährt in einem Bus in Indien herum, der Nachfolger fliegt in einem Handgepäcksfach um die Welt und der letzte ist heute in der Icy Bay im Regenwasser verstorben. Wie die Reise nun ohne Wimmerl weitergehen wird, ist sehr fraglich. Ohne Wimmerl hat alles keinen Sinn 😉
2025 09 21
Sitka
Seit gestern Abend ist es ziemlich zach. Der Wellengang ist sehr „in motion“, es kommen einem lauter Betrunkene entgegen und selber wackelt man genauso herum. Es ist jetzt nicht mehr lustig. Am besten ist liegen und sich vorstellen, dass man in einer Hängematte schwingt. Einfach mitschwingen. Wenn wir dann im Inselwirrwarr vor der Küste drinnen sind, sollte das Meer ruhiger sein, so wie gestern in der Icy Bay. Dafür wird es wieder regnen, das sagen alle Wettermodelle. Das wissenschaftliche Personal an Board besteht aus Amerikanern und Menschen aus aller Herren Länder. Da gibt es z.B. Magnus, einen Fachmann für nordische Geschichte aus Trondheim, Norwegen. Der darf in Sitka von Board gehen und auch an einem Ausflug teilnehmen, er darf aber quasi nicht arbeiten. Wir dürfen den nix fragen, damit er uns nix erklären braucht. Amerika sagt: der Ausländer aus Trondheim darf hier nicht arbeiten. Weil wenns blöd hergeht, bekommt Magnus im besten Fall nie wieder ein Visum für die USA. Die amerikanische Sachverständige für Gletscher, mit der wir gestern im Zodiac unterwegs waren darf natürlich schon. Die Nichtamerikaner dürfen uns aber zumindest noch aus den Tenderbooten helfen und zeigen, wo wir hingehen müssen. Weil das entspricht ja quasi nicht ihrer eigentlichen Arbeit als, wie bei Magnus, Geschichtsexperte. Ja, genau. Noch zum heutigen Wetter: in der Früh blauer Himmel, im Laufe des Vormittag Eintrübung und pünktlich 30 Minuten vor Erreichen des Tageszieles begann es zu schütten, was nur geht. Ich habe dann eigentlich auf eine Durchsage gehofft, dass wegen dem schlechten Wetter die Ausflüge abgesagt werden. Dem war natürlich nicht so, weil irgendein Regenmantelfabrikant irgendwann einmal den Spruch kreiert hat, dass es kein schlechtes Wetter gibt sondern nur falsche Bekleidung. Gottseidank kam keine Durchsage, also alles Regengewand angezogen und in die Tenderboote. Am Pier in Sitka dann gleich zum nächsten Boot, ein Ausflugsschiff mit dem Thema: Seeotter und andere Wildtiere. Ergebnis der Fahrt waren: eine Handvoll Seeotter, die meisten weit weg, einer ganz entspannt und ganz nahe. 2 spazierende Braunbären ziemlich nahe, und einer im Gebüsch. Mehrere Buckelwale (oder auch immer ein und derselbe, das weiß man nicht so genau). Wir waren waschelnass, aber der Ausflug war auf jeden Fall gelungen. Danach noch einige Schritte in der Ortschaft, wo es heute jedoch relativ ausgestorben war, weil Sonntag. Die Souvenirläden haben natürlich geöffnet. Es war ein guter Tag und jetzt haben wir schon wieder starken Wellengang, 4-5 Meter Höhe laut Kapitän Frank. Und morgen kommt dann noch Wind dazu mit 40 Knoten. Dr. Google sagt, bei 40 Knoten Wind können Äste abbrechen und Dachziegel abgetragen werden.
2025 09 22
Wrangell
Diese Nacht war wie angekündigt sehr heftig. Es ist in der Kabine nix herumgeflogen, aber im Badezimmer gab es einige Verschiebungen im Regal und manchmal hatte man schon die Angst, aus dem Bett zu fallen. Aufgrund des starken Gegenwindes haben wir laut Kapitän Verspätung bei der Ankunft in Wrangell und weil die Küstenwache ihn gebeten hat, bei einer Rettungsaktion mitzumachen werden wir insgesamt 2,5 Stunden später ankommen. Das haut natürlich alle Pläne durcheinander, denn ab 10:15 sollten bereits die Landgänge starten und nun werden wir erst um 12:30 ankommen. Wir werden sehen, was dann noch zu machen ist. Übrigens waren wir bei der Rettungsaktion schlussendlich nicht notwendig, weil die Küstenwache den schiffbrüchigen Fischer eh schon gefunden hatte. Das Highlight am Vormittag – abgesehen von einem gewaltigen Regenguss, der wie eine graue Wand über uns drüber gezogen ist – war der darauffolgende riesige Regenbogen. Die Landgänge haben dann um 13:00 begonnen. Einige Wanderungen wurden zusammengelegt, weil Leute aufgrund der Warnungen storniert haben. Wegen dem vielen Starkregen und heftigem Wind sind die Wege natürlich sehr unsicher zu begehen. Die Tenderboot-Zeiten sind natürlich auch in Durcheinander geraten. Aber schlussendlich waren alle Passagiere an Land und haben Spaziergänge machen können. Die Stadt ist halt auch wieder eine, wo man eher nicht leben möchte. Obwohl sie eh auch alles haben. Vor allem viele Baumärkte und Läden mit Schiffszubehör. Wahrscheinlich muss man in solch einer Gegend Bastler mit Bootschein sein. Aber im Vergleich zu Nome, unserer ersten Ortschaft in Alaska, ist Wrangell ein bezauberndes Städtchen. Nome ist halt schon ganz weit im Norden, da will wohl kaum noch wer leben. Zurück zu Wrangell: wir waren auch in einem Supermarkt weil wir ein paar Chips brauchten. Es gibt natürlich alles. ½ kg Äpfel kostet 2,49$ + Tax, da bekommt man bei uns schon 1 kg. Dafür kostet ein großes Steak (Gewicht war nicht feststellbar, aber sehr groß) 4,49$ + Tax. Gute Wurst gibt’s sowieso nur in Österreich, Käse ebenfalls. Da schauen die Regale arm aus. Die Werther-Zuckerl kosten hier ebenfalls weniger. Milch ist natürlich total biologisch und die Kühe hatten auf keinen Fall genmanipuliertes Futter. Die Farm ist familiengeführt (steht alles auf der Packung). Warum das die Milch aufwerten soll, weiß ich nicht, weil auch ein Betrieb mit tausend Kühen gehört im Endeffekt einer Familie, entspricht aber doch eher einer Fabrik. Aber gut, das ist ja bei uns auch nicht anders. Wrangell hat, wie alle Ortschaften, ein Museum. Ich finde das nicht so schlecht, weil jeder Ort hat eine Geschichte, warum die nicht ausstellen? Es gibt ortsansässige Künstler, es gibt die Geschichte der früheren Bewohner. Es gibt ausgestopfte Tiere der Umgebung, alles Mögliche. Und einen Shop. Das Wetter hat halbwegs gepasst. Nach der extremen Regenfront hat bei Ankunft in Wrangell die Sonne gescheint, bald darauf ein bisschen Regen, dann wieder aufgelockert, wieder Regen. Immer im Wechsel, aber im Großen und Ganzen sind wir gut durchgekommen. Einmal keine Regenhose. Es war ein guter Tag und der letzte Landgang bis Vancouver. Dafür wird die Landschaft sehr schön werden. Zu erwähnen wäre noch die Nr. 6 der Studienobjekte. Ein deutscher Schreinermeister, alleinreisend. Der hat sich schon am ersten Tag mit dem Franz „angefreundet“ und ihm allerhand erzählt. Er plaudert gerne und viel, aber man versteht ihn überhaupt nicht. Er kommt sicher nicht aus Bayern, den Dialekt kennt und versteht man. Es hört sich auch nicht nach hohem Norden an, vielleicht schwäbisch. Jedenfalls erzählt er uns immer so viel, wir lachen und nicken und haben keine Ahnung wovon er redet.
2025 09 23
Misty Fjord und anderes
Heute und morgen sind reine Seetage. Da wir aber nahe der Fjordküste sind und teilweise in die Fjorde einfahren und weil auch der Wind nicht mehr ganz so stürmisch ist, haben wir relativ ruhiges Fahrwasser. Also keine „motion in the ocean“. Ungefähr um 6:00 in der Früh sind wir in den Misty Fjord eingefahren. Es war wie der Name verspricht. Noch finster, nebelig und verregnet. Das wurde uns natürlich gestern Abend bei der Besprechung für den nächsten Tag als äußerst positiv angekündigt. Misty Fjord bei Schönwetter macht ja gar keinen Sinn. Das gesamte Personal hier, vom Kapitän bis zum Maschinenschlosser, muss eine extra Ausbildung erhalten haben in: wie rede ich mir und den Passagieren alles schön. So gegen 07:00, zum Sonnenaufgang haben vereinzelt blaue Stellen durch die Wolken-Nebeldecke geblitzt. Aber nicht lange. Im Endeffekt waren wir patschnass nur vom Schauen wie nach der Zodiacfahrt im Regen in der Icy Bay. Aber trotz allem: die Gegend hat was. Total still, rundherum alles mit Regenwald bedeckt und dazwischen die Bären (die wir natürlich nicht gesehen haben). Bevor man aus dem Misty Fjord wieder ins offene Meer gelangt, fährt man am Eddystone Rock vorbei. Das ist ein Überbleibsel von einem Vulkanausbruch und heißt so, weil der Fels den Entdecker an den Eddystone-Leuchtturm vor der Küste vor Cornwall erinnert hat. So kommt man halt auch zu einem Namen.
Mittlerweile laufen die Vorbereitungen für das Ende der Reise auf Hochtouren. Heute mussten wir Vormittag die Gummistiefel abgeben. Am Nachmittag wird uns das Prozedere für die Ausschiffung erklärt. Wir werden in Vancouver irgendwohin gebracht für ca. 2 Stunden Freizeit und dann zum Flughafen. Alles ist entsprechend der verschiedenen Abflugzeiten eingeteilt. Da muss schon noch einmal die gute Organisation erwähnen. Manchmal ist es missverständlich in der HX-APP dargestellt, aber mit Erklärung wird dann alles logisch. Überhaupt war und ist noch die HX-APP das Wichtigste Informationsmittel für den ganzen Tag. Jeder Programmpunkt ist vermerkt, mit genauer Zeit und den Tiernamen (wir bleiben noch bis zum Aussteigen die Blauwale), was für Kleidung, ob Gummistiefel oder anderes festes Schuhwerk. Die Essenzeiten in den 3 Restaurants samt der Menüs. Ausflüge konnten ebenfalls direkt über die APP gebucht werden. Das haben sie wirklich gut gemacht. Und hier auf dem Schiff gibt es niemanden ohne Smartphone. Und wenn einer wäre würden sie dem das Programm sicher auf Papier ausdrucken.
Und jetzt haben wir sowieso ein Zeitproblem. Wir haben die Zeitzone von Alaska verlassen, das waren -10 Stunden und sind jetzt in Kanada in British Columbia -9 Stunden. Der Zeitplan für die Aktivitäten geht aber nach Alaskazeit, die Handys haben sich schon umgestellt auf Kanada. Laut Kapitän wird das Schiff in der Nacht umgestellt, weils für alle einfacher ist.
Die Ausschiffung wurde uns nun erklärt. Wir sind ab sofort nicht mehr Blauwale sondern die grüne Gruppe. Werden um 09:00 von Board gehen, die Einreiseformalitäten am Cruise-Terminal erledigen, mit dem Gepäck den grün markierten Bus suchen und finden. Der bringt uns zum Zeitvertreib nach Granville Island und um 13:00 werden wir am Flughafen ausgeladen. Das wäre also geklärt.
Warum wir die vorläufige Abrechnung von der Rezeption nicht und nicht per mail erhalten wird noch ein größeres Problem, das wir lösen müssen. Denn genauso wird per Mail das Reise-Logbuch verschickt mit allen Tagesaktivitäten und Fotos vom Bordfotografen. Wenn das auch nicht funktioniert, werden wir wirklich grantig.
2025 09 24
Inside Passage
Was soll ich sagen, das mit dem Email funktioniert noch immer nicht. Nach unserer dritten Nachfrage wurde uns nun bestätigt, dass das Problem mehrfach auftritt und die IT daran arbeitet. Bis in 2 Wochen der Link mit dem Logbuch verschickt wird, funktioniert sicher alles – wurde uns zugesagt. Naja, wehe wenn nicht.
Und nun sind wir in der Inside-Passage zwischen British Columbia und Victoria-Island. Aber wir sehen nix. Hier sitzt der Nebel drinnen. Sehr sehr schade, weil das ist wirklich eine wunderschöne Fjordgegend. Noch dazu fahren wir relativ langsam durch. Vielleicht hebt sich der Nebel noch.
In der Zwischenzeit wieder ein paar Worte zum Schiff: wenn nix zu tun ist haltet man sich am besten auf Deck 10 auf. Dort ist die sogenannte Explorer Lounge mit jeder Menge verschiedener Sitzmöglichkeiten, einer Bar mit ausgezeichneter Hot Chocolate (man verwendet Nesquick), relativ guter Musik im Hintergrund (heute eher im Vordergrund) und hin und wieder gibt es eine Reiseverkaufsshow oder so wie gestern eine Plauder- und Fragestunde mit dem Kapitän und seinen Offizieren. Vom Deck 10 ist man auch gleich draußen beim Pooldeck (wo nur vereinzelt wer im Wasser ist), von dort schaut man quasi vom Heck aus der Landschaft hinterher. Oder man geht aufs Deck 11, wo man dann runderherum schauen und spazieren kann. Eine Laufspur ist eingezeichnet mit 150 m Länge. Und da jetzt nicht mehr viel los ist, sind viele Passagiere auf Deck 10. Manche lesen, manche schlafen, einige spielen Karten. Und etliche Damen stricken. Es wurden auch Strick-und Tratschtermine abgehalten. Irgendwie kommt mir das nun bekannt vor, ich glaube das hab ich alles schon einmal erklärt. Übrigens dürften die Kartenspieler Briten sein. Verhalten sich sehr angenehm, sind höflich und entspannt und lassen sich durch nix stören, auch nicht von einem launigen Vortrag des Wissenschaftsclown Magnus. Das ist der norwegische Sachverständige für nordische Geschichte. Schnelle Revision meiner Einschätzung: die entspannten britischen Kartenspieler sind Deutsche. Man glaubt es kaum. Es gibt doch tatsächlich etliche angenehme deutsche Mitbürger. Das Weltbild ändert sich momentan drastisch 😊.
Zu High Noon hat sich auch der Nebel gelichtet und es ist draußen angenehm warm. Eine Walsichtung. Die richtige Engstelle zwischen Festland und Vancouver Island kommt gegen Abend. Aber es paßt auch jetzt schon so wie es ist. Auf jeden Fall sind wir in einer zivilisierten Umgebung. Das merkt man am Telefonempfang und an den schmucken Häusern in den kleinen Ortschaften auf den hunderten kleinen Inseln zwischen dem Festland und der großen Insel Vancouver Island.
In der Explorer Lounge lauft grad ein Quiz, danach gibt es eine Fotoshow vom Bordfotografen und irgendwann wird der Kapitän noch einige Abschiedsworte sprechen. Vielleicht: es war sehr schön, es hat mich sehr gefreut, aber morgen schauts, dass ihr alle weiterkommt 😂. Weil dann muss das Schiff leer sein, es wird geputzt und Instandsetzungsarbeiten gemacht. Am Pooldeck wurde heute schon geschrubbt. Nach unserer Ankunft in Vancouver wird das Schiff nach Valparaiso fahren und erst dort wieder Passagiere aufnehmen für die Winterreisen im sommerlichen Südamerika.
2025 09 25-26
Vancouver-Zürich-Wien
Das Einchecken bei Edelweiss und Lufthansa hat bei den vielen Mitreisenden nicht funktioniert. Ich selbst habe alle Apps probiert und auch über die Webseiten. Weil unsere Flugbuchung war zu finden bei Swiss, Lufthansa und AUA (gehören ja alle irgendwie zusammen). Ab Schritt 2 gab es immer eine Fehlermeldung, dass das System einen Fehler hätte. Heute früh noch rasch ein Blick auf die Swiss-App, die sagt, wir hätten erfolgreich eingecheckt und die Sitzplätze sind soundso. Das wäre nicht so schlecht gewesen, wenn wir nicht schon vor ein paar Monaten das Upgrade auf die Economy-Max gebucht und gezahlt hätten. Also am Flughafen dann beim Schalter anstellen, Problem schildern, alle Beweise vorlegen. Und nach dem Blockieren von 2 Schaltern für gute 15 Minuten haben wir die – hoffentlich – richtigen Sitze bekommen. Im Gegensatz dazu war das Auschecken vom Schiff lächerlich einfach, nahezu fad. Die Koffer mit den grünen Anhängern haben wir gestern Abend auf unserem Deck zu den Liften gestellt, das wurde dann von der Crew nach den verschiedenen Farben sortiert im Fährterminal aufgebaut. Leute, die ohne Transfer und alles das Schiff verlassen waren Weiß. Passagiere die direkt zum Flughafen gebracht wurden waren Blau, die Grünen sind die, die um 13:00 zum Flughafen mussten, dann gabs noch die Roten, die erst um 16:00 zum Flughafen mussten. Alles gut organisiert mit 15 Minuten Abstand von Gruppe zu Gruppe zwecks Verlassen des Schiffes. Mit uns haben sie dann eine kleine Stadtrundfahrt gemacht mit 1x 30 und 1x 60 Minuten Spazierpause. So konnten wir wieder den Stanley Park besuchen und neu haben wir Granville Island besichtigt. Das ist eine Insel (logisch) in der Stadt, wo sich Künstler niedergelassen haben mit ihren Ateliers und Werkstätten. Dann kamen die Lokale dazu und es gibt eine sehr gut sortierte Markthalle. Sehr schönes Obst und Gemüse, die Zwiebel kamen mir ein bissl groß vor, Turbozwiebel. Und an einer Bäckerei kamen wir vorbei. Das Brot und die Weckerl haben ausgesehen wie bei unserem Ströck. Aber wir konnten schwer einen Wecken Brot kaufen, sehr schade. Großartige Fleischtheken, verboten schöne Mehlspeisen. Ob auch verboten gut, wissen wir nicht, wir haben widerstanden!!! Die kurzfristige Reiseleiterin war sehr sehr gut. Die Erklärungen waren in englisch, obwohl sie in Wien gelebt hat, um Deutsch zu lernen. Aber sie hat so schön und deutlich gesprochen, wir haben alles verstanden. Und sie hat auch recht launig erzählt. Auf jeden Fall hat sich herausgestellt, dass Vancouver die gleichen Probleme hat wie Wien, Berlin, Denver, u.s.w. Zu viele Baustellen in der Ferienzeit. Zu viele Radfahrer (obwohl die im Gegensatz zu uns sehr diszipliniert fahren). Zu teure Wohnungen. Was wir Gottseidank noch nicht haben: das Problem mit den Fentanyl-Süchtigen. Wir mussten da durch eine Straße fahren, das war ausgesprochen fürchterlich zu sehen. Aber da wir ein Sozialsystem und Gesundheitssystem haben, wird es hoffentlich nie so dramatisch kommen.
Und nun warten wir auf den Flug. Die erste Etappe von Vancouver nach Zürich war langwierig, hat 9,5 Stunden gedauert. Ich habe 3 Filme ganz gesehen, einen zu 2/3 weil 1/3 verschlafen und einen Film bis zum dritten Viertel, dann sind wir leider gelandet. Den muss ich irgendwo nachholen. Die Max-Class bei Edelweiss ist eigentlich zum vergessen. Die Beinfreiheit hat man schon aber die Breite fehlt und der Service. Da kommen an erster Stelle die Emirates. Die AUA ist verglichen mit Edelweiss auch ganz gut. Die zweite Etappe dann der kurze Flug von Zürich nach Wien. AUA-Economy-Kurzstrecken-Holzklasse. Dafür gibt es nur 1 Wort: fürchterlich. Aber für eine Stunde 5 Minuten grad noch auszuhalten. Auf solchen Strecken findet man natürlich viele Business-Flieger. Die kommen mit 2 Handgepäckstücken. Frauen: Trolley + überdimensionale Handtasche. Herren: Trolley + Laptoptasche (+ manchmal Kleidersack). Die restlichen Gäste kommen aus den Ferien ebenfalls mit 1 Trolley + 2-3 Sackeln mit den diversen Dutyfree-Einkäufen + Rucksack. Das will einmal verstaut und beim Aussteigen wieder ausgeladen werden. Und dann bleibt der Flieger in Schwechat irgendwo stehen und wir werden von Bussen abgeholt. Wo irgendein Wichtl meint, das reicht für die Personenanzahl. Aber es braucht jeder eigentlich den Standplatz von 2 Personen, also wären 4 Busse angebracht gewesen. Dazu noch die Randbemerkung, dass natürlich dann alle gleichzeitig aussteigen wollen. Aber was wäre ohne diese Vorkommnisse über den Rückflug sonst zu schreiben gewesen? Vielleicht über das Essen in der Edelweiss. Abendessen war ganz in Ordnung, sie haben auch oft Wasser gebracht. Über das Frühstück stülpt man am besten den Deckel des Schweigens. Das Brot war gut. Machte aber natürlich im Laufe des Fluges Blähungen. Nun gut, wir sind wieder zu Hause. Der erste Weg führte uns noch am Flughafen zu Wolfgang Puck. Herr Franz wollte ein Schnitzel und einen kleinen Braunen. Mir war das Schnitzel zu viel, deshalb bestellte ich einen Sandwich, wo die Portion samt der Garnitur so viel war, dass ich doch gleich das Schnitzel hätte nehmen können. Damit schließt diese Reisegeschichte.
Kurzer Nachtrag zum „Wimmerl“: das ist ja während der nassen Rundfahrt im Icy Fjord verstorben. Franz hat es noch zum Trocknen liegen gelassen, in der Hoffnung, dass es sich doch noch irgendwie wiederbeleben lässt. Nach ca. 2 Tagen hat es sich geräuschvoll in hohen Pfeiftönen wieder gemeldet da der Akku noch nicht leer war. Franz wollte es deshalb im Handgepäck nach Hause bringen. Der Akku wurde aber nicht leer, das Pfeifen hörte nicht auf, war auch aus dem Handgepäck gut hörbar. Das endgültige Ende war dann: made in China destroyed in Vancouver.
Kurzer Nachtrag allgemein: Franz könnte ein Gewerbe anmelden als Bord-Porträtfotograf. Er wurde mehrmals täglich von Passagieren gebeten vor diesem oder jenem Hintergrund ein Foto mit deren Handy zu machen. Vielleicht könnten wir in Zukunft damit wenigstens die Hälfte einer Reise finanzieren 😂.
Und zum Schluss noch ein paar Worte von mir: Es war sehr schön, es hat uns sehr gefreut, habe die Ehre
next step in progress.... (;-))